13 März 2013

Hühnerbein im heissen Strumpf


Ich bin nicht wirklich angepasst.

Es ist Freitag, also ein fleischloser Tag in einem katholischen Gebiet wie hier bei mir.
Es ist Fastenzeit, also eine fleischlose Zeit in einem katholischen Gebiet wie hier bei mir.
Es ist Frauentag, also kann ich mir einen leicht anzüglichen Namen für mein Gericht nicht verkneifen.
Dabei interessieren mich Frauenbeine wenig und Strümpfe finde ich widerlich, vor allem wenn mann/frau sie nach längerem Tragen auszieht. 
Wie halten das Frauen nur täglich aus?
Gut, sie tragen auch freiwillig tagelang High-Heels.
Dafür binden sich Männer einen Strick um den Hals und nennen es Krawatte.
Ich schweife ab. 
Eigentlich geht's ums Kochen. Und um eine Packung Pouletschenkel, die ich vor dem Mülleimer gerettet habe. Sie hätte am nächsten Tag nicht mehr verkauft werden dürfen.
Über den Irrsinn der Haltbarkeitsdaten schweige ich mich lieber aus.
Es geht ja ums Kochen.
Mein Mann kam überraschenderweise nicht essen und so blieben die Hühnerbeine noch einen Tag länger im Kühlschrank bis sie in die Pfanne wanderten.
Also fast 2 (in Worten: zwei!!!) Tage über das Verkaufsdatum hinaus.
Ich lebe noch.
hühnerbeinUnd wieso die Hühnerbeine heisse Strümpfe tragen erklärt sich aus dem Rezept:




2 Personen

1 Knoblauchzehe, geschält und grob gehackt
1 Stück Peperoncino, Grösse je nach gewünschter Schärfe, entkernt und grob gehackt
etwas Zitronenschale, abgerieben
1 TL Salz
2 Pouletschenkel, Ober- und Unterschenkel mit Haut (klar Freiland, klar Bio, wenn erhältlich)
Öl zum Braten



Knoblauch, Peperoncino, Zitronenschale und Salz im Mörser zu einer Paste verarbeiten.
Die Haut von den Pouletschenkeln abziehen, so dass sie beim "Fuss" (eigentlich dort wo er einmal war) noch halten. Wenn's zu glitschig ist, die Haut mit einem Lappen festhalten und so daran ziehen.
Das Fleisch mit der Paste einreiben und die Haut wieder  - wie einen Strumpf - darüber ziehen und mit Zahnstochern "zusammennähen".
Öl in einer Pfanne erhitzen und die Hühnerbeine erst auf der "genähten" Seite kurz anbraten. Hitze zurückschalten und die Pouletschenkel bei kleiner Hitze zugedeckt ca. 20 Minuten braten. Zwischendurch immer wieder mal wenden, dass sie möglichst ringsherum  braun werden. Zum Schluss abgedeckt bei stärkerer Hitze knusprig braten.

Die Mohnstangen auf dem Bild entstanden aus einem Rest Blätterteig, der mit gesalzenem Ei bestrichen, mit Mohn bestreut, in Streifen geschnitten, verdreht und bei 200° im Ofen gebacken wurde.
Schon wieder etwas vor dem Mülleimer gerettet.

P.S.: Ich weiss natürlich, dass der Weltfrauentag nicht heute ist, aber ich bin mit Rezepteposten nicht immer up to date ...

Pilzgulasch


Es lohnt sich, über den Tellerrand zu schauen.
Und jetzt, wo bei uns nichts wirklich wächst ausser der Vorfreude auf den Frühling, lohnt sich vor allem ein Blick in östliche Richtung. Den Süden haben wir ja schon ziemlich abgegrast und da lohnt sich der Blick vor allem im Sommer.
Aber im Osten sind viele Rezepte zu finden, die sich mit dem begnügen, was vom Sommer in die kalte Jahreszeit gerettet werden konnte.
Ich hätte fast geschrieben, dem real existierenden Sozialismus sei Dank. Ich habe kurz nach der samtenen Revolution Läden in Tschechien und der Slowakei gesehen.
Gemüse?
Fehlanzeige.
Die Menschen im Osten waren wirklich darauf angewiesen, das was sie anpflanzten in jeder erdenklichen Form einzulagern und zu konservieren, um auch ausserhalb der kurzen Saison Leckeres auf den Tisch zaubern zu können.
Aber das können sie.
Von der Kunst erzählt auch mein heutiges Mittagessen.
Mein Mann nannte es "den Ostblockteller": Pilzgulasch, Wirsing und Kartoffel-Mohn-Schnecken.
"Ostblockteller"Und hat es genossen.



2 Personen

1 EL Speiseöl
1 große Zwiebel, grob gehackt
2 EL Paprikapulver
250 g Pilze (jeder Art , z.B. Champignons in weiß oder braun, getrocknete Steinpilze, eingeweicht,…), in Stücke geschnitten
2 EL Peperonipaste (oder Ajwar)
Kümmel, Majoran (oder für die rumänische Variante: 1 Bund frischer Dill, gehackt)
Salz und Pfeffer
2 EL Sauerrahm


Die Zwiebel in Öl leicht bräunen, mit Paprikapulver bestäuben und kurz (wirklich nur kurz, sonst wird es bitter) mitbraten. Pilze und Peperonipaste begeben, mischen und mit Wasser (wenn auch getrocknete Pilze mit im Spiel sind: das Einweichwasser auch brauchen) knapp bedecken. Würzen mit Kümmel, Majoran, Salz und Pfeffer und auf kleinem Feuer ca. 20 Minuten garen.
Sauerrahm unterrühren. 
Und da passen nicht nur die Kartoffel-Mohn-Schnecken dazu. Serviettenknödel wären auch fein und ...