19 September 2011

Gefüllte Kartoffelpuffer

Ganz so schlimm ist sie ja gar nicht, die deutsche Küche.
Wobei, mein erstes Zusammentreffen war eher von der  - wie sage ich das jetzt einigermassen höflich?- nicht gerade erbauenden Art.
Eine Woche Bayrischer Wald, zwangsweise. 
Es fing schon bei den Tellern an.
Quadratisch, praktisch, unterteilt. Wie im Flugzeug.
Vorne im grossen Abteil Fleisch unter Sauce versteckt, hinten links Sättigungsbeilage -da ist schon das Wort selber nicht wirklich appetitanregend- und rechts hinten so etwas wie Gemüse oder Salat.
Wenn da Salat war, war der schon lange in der Sauce ersoffen, also entsprechend schlapp und wenn da Gemüse war, war es mit dem Büchsenöffner zubereitet. 
Das Schlimmste waren die Kartoffelknödel. Tennisballgross, grau-weiss (das Feinrippleibchen des Kochs hatte die selbe Farbe), aber im Magen quollen sie auf Fussballgrösse. Geschmack? Undefinierbar. Konsistenz? Matschig, klebrig und doch trocken.
Wir ernährten uns vor allem vom örtlichen Bäcker. Wir als arme Grafiker-Lehrlinge konnten uns tütenweise Süsses leisten, so günstig war es. Und lecker war es.
Wir waren eigentlich immer schon satt, wenn uns abends im Gasthaus aufgetischt wurde. Vorsichtshalber.
So haben wir überlebt.
Aber das ist dreissig Jahre her.
Seither habe ich angenehmere Erfahrungen machen können.

Hier ein kleiner Versöhnungsvorschlag.
Deutsch-schweizerisches cross-over, sozusagen.

Mehlige Kartoffeln, an der Bircherraffel gerieben
Frühlingszwiebeln, mit dem Grün in feine Ringe geschnitten
Eier
Salz, Pfeffer, Muskat
Gomser Bio-Bergkäse (oder Raclettekäse), in 5 mm dicke, 5 x 5 cm grosse Scheiben geschnitten
Bratbutter

Die geriebenen Kartoffeln ausdrücken, den Saft in einer Schüssel auffangen. Etwas stehen lassen bis sich die Stärke absetzt, das Wasser sorgfältig abgiessen und die Stärke zusammen mit den Zwiebeln, Ei und den Gewürzen unter die Kartoffeln mischen.
Bratbutter erhitzen und aus der Hälfte der Masse dünne Puffer formen, den Käse darauf legen und mit der restlichen Masse abdecken. Auf beiden Seiten langsam knusprig braten. Wenn etwas vom Käse ausläuft, ist das nicht weiter schlimm, der brät auch und wird auch knusprig und schmeckt wie Chäsbrätu  (eine Kindheitserinnerung , aber eine andere Geschichte).
Mit Salat servieren.
Bitte nicht die ersoffene Variante.

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