22 Juli 2011

Gschwellti u Chäs

Gschwellti.
Oder Hültsche- Gummel.
Wie mein Mann neuerdings sagt. Er hat den alten schwyzerischen Ausdruck irgendwo wieder gefunden. Schon fast poetisch für ein so unscheinbares Ding wie eine in der Schale gekochte Kartoffel.
Kochtechnischer Anspruch gleich nach Teewasser.
Und dann wird’s doch wieder fast poetisch. Die ersten Kartoffeln im Jahr gab's immer bei Grossmutter, sie hatte noch Garten und wenn wir bei ihr in den Ferien waren, war meist Zeit zum "Aagrabe", schauen ob die Kartoffeln gross genug seien.
Waren sie manchmal nicht, aber die winzigen Kartöffelchen warf man nicht weg, die gab's als Gschwellti. Eischnellerli
Weil sie in einem "Schnellen" im Mund waren.
Schnellen, das machten die Hund damals noch oft. Man zeigte die klaffenden Wunden herum, wenn wieder mal ein Hund zugeschnappt hatte. Meistens sah man kaum Abdrücke, aber manchmal unterliefen sie auch mit einigen Tropfen Blut und das war dann schon fast "bisse" und nicht nur "gschnellt".
Aber eigentlich war ich bei den Kartoffeln.
Die "Eischnellerli" waren etwas besonderes.
Und schmeckten auch besser als gewöhnliche Gschwellte.
Tun sie auch und desshalb fliegt man sie um den halben Globus, nur dass wir zu der Zeit neue Kartoffeln haben, wenn meine Grossmutter erst mal geschaut hätte, ob sie die Fuhre Mist bekäme, die immer mit den Kartoffeln untergegraben wurde.
Aber Frühling heisst:" neu" und dass Kartoffeln erst mal wachsen müssen kümmert wenig.
Dann liegen sie da - in rustikalen Food-Tainern - und schmachten unter Plastikfolie.  Ich lass sie schmachten und warte bis einheimische gegraben werden. Dann stimmt für mich auch die Jahreszeit.
Sommerferien.
Die ich nicht habe.
Aber ich kann sie mir für kurze Zeit herzaubern. Man  braucht dazu:

1 Kilo neue Kartoffeln
1 gefüllter Kühlschrank

Die Kartoffeln mit Wasser bedecken (ich salze leicht) und bis das Wasser kocht alles aus dem Kühlschrank räumen, worauf man grade Lust hat:
Käse, eingelegte Gemüse, Salat, Chutneys und was sonst noch passen könnte. Dann hat  das nämlich Zimmertemperatur wenn die Kartoffeln gar sind. Was bei neuen schon mal nach 20 Minuten sein kann.
Ah, und Butter schmeckt dazu und Zwetschgenkonfitüre. Aber dass ist eine andere Geschichte.
Und Mayonaise aus der Tube darf für mich nicht fehlen. Jedem seine kulinarischen Misstritte. 
Noch eine andere Geschichte ist die, dass ich immer Resten habe, weil ich meinen Hunger überschätze.

Aber die halten sich ja einige Tage im Kühlschrank.
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