27 Januar 2013

Suurchabis

Suurchabis.
Wenn ich hier in der Innerschweiz von Suurchabis spreche, ernte ich verständnislose Blicke.
Das ist für mich als Berner das, was für den Rest der Welt inklusive Innerschweiz "Suurchruut"-Sauerkraut - ist.
Dabei ist es nicht nur irgend ein Kraut, dass da sauer ist, sondern eben "Chabis" -Kohl.
Ich habe schon immer gesagt, dass Berndeutsch eine sehr präzise Sprache ist.
Mein Mann und ich haben uns darauf geeinigt, dass ich zwar Suurchabis koche, er ihn aber als Suurchruut isst.
Suurchabis ist einer der Bestandteile einer Berner Platte, definitiv nichts für eingefleischte VegetarierInnen, weil im Gegensatz zu meinem Bild bei einer richtigen Berner Platte der Suurchabis unter all dem Rippli, dem Laffli, der Zunge, der Wurst, dem Speck, den Söiöhrli und-schnörrli und den Härdöpfle meist nicht mehr sichtbar ist.

Das die Berner Platte sogar einen historisch belegten Geburtstag hat, wusste ich bis heute auch nicht:
"….Als am 5. März 1798 die Berner bei der Schlacht von Neuenegg die Franzosen in die Flucht geschlagen hatten und als Sieger zurückkehrten, musste in kürzester Zeit ein Siegesfest organisiert werden. Hierzu steuerte die Gemeinde das Beste bei, was ihre Vorräte hergaben; aufgrund des Spätwinters überwiegend haltbare oder haltbar gemachte Speisen, welche zur bekannten Platte kombiniert wurden." aus <http://de.wikipedia.org/wiki/Berner_Platte>
Und womit auch schlüssig bewiesen wäre, dass grüne Bohnen nicht auf eine klassische Berner Platte gehören.1798 im März hatten die garantiert nicht Saison. Das Sterilisieren von Lebensmitteln steckte zu der Zeit noch in den Kinderschuhen (http://de.wikipedia.org/wiki/Einkochen).
Wenn Bohnen auf eine Berner Platte kommen, dann Dörrbohnen.
Aber jetzt geht es um meine Art, den Suurchabis zu kochen und die geht auch für VegetarierInnen.
Und da halte ich es mit Witwe Bolte ("wofür sie besonders schwärmt, wenn er zweimal aufgewärmt"),
sauerkraut suurchabisganz einfach darum, weil ein Beutel à 500 g ist für uns zwei Männer zu wenig, bei zweien gibt's besagte Reste.


Je nach Beilagen (oder Auflagen) für 4 Personen

3 EL Öl
1 grosse Zwiebel, in feine Streifen geschnitten
1 kg Sauerkraut, roh
1 EL Waldhonig, (dä vo Hütlige, merci Schwoscht)
1 EL Wacholderbeeren, (hat's meist schon im Kraut, aber für meinen Geschmack zu wenig)
2 dl Weisswein
2 Kellen Sud vom Geräucherten oder Wasser
ev. Salz


Zwiebel im Öl dämpfen, das Sauerkraut ausdrücken und gut 2/3 davon mitdämpfen. Honig und Wacholder unterrühren, mit Weisswein ablöschen und einkochen lassen. Sud vom ev. nebenher köchelnden Fleisch oder Wasser angiessen, Temperatur reduzieren, Deckel drauf und still vor sich hin köcheln lassen. Von Zeit zu Zeit umrühren und ev. noch Flüssiges ergänzen.
Den letzten Drittel Sauerkraut kurz vor dem Servieren unterrühren und erhitzen.
Mit Salz und Zucker abschmecken, falls nötig.
Für eine Berner Platte den Suurchabis unter aufgeschnittenem Fleisch verstecken und auftragen.
Wer's nicht so mit Fleisch hat, versucht's z.B. mal mit Kastanien- oder Nussbraten, irgend etwas aus der Kategorie Burger&Co oder aus dem Fertig-Vegisortiment des nächsten Supermarkts und macht so seine ganz eigene vegetarische Berner Platte.

Und wer geräuchertes Fleisch dazu kocht, Sud nicht weggiessen. Den brauche ich für meine Bündner Gerstensuppe.

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